Egal, wen ihr fragt: Ein Auslandssemester vorzubereiten, ist eine sehr zeitintensive Angelegenheit. Mein mentaler Plan, für ein halbes Jahr nach Chile zu gehen, entwickelte sich ungefähr vor einem Jahr. Mein Freund hatte selber eine Zusage für einen Platz an einer amerikanischen Universität für ein halbes Jahr, was mich auf den Gedanken brachte: „Du wolltest doch auch während deines Studiums ins Ausland!“. Und so ging auch schon die Planung los. Ich wusste bereits, dass ich am liebsten nach Lateinamerika gehen wollte. Bereits in der Vergangenheit hatte ich einige Kontakte dorthin und weil ich Spanien bereits gut kenne, zog es mich noch weiter in die Ferne (versteht mich aber nicht falsch –Spanien hat einen besonderen Platz in meinem Herzen und das wird auch so bleiben ;)). Auch finde ich es wichtig, als angehende Spanischlehrerin die lateinamerikanische Kultur und Sprache kennenzulernen.
Beim "Zentralaustausch" der Uni Hamburg informierte ich mich, wo genau es im hispanoamerikanischen Ausland die Möglichkeit gibt, ein Semester zu verbringen. Der Zentralaustausch pflegt einige Kooperationen mit internationalen Partneruniversitäten. Dadurch werden Teilnehmenden dankbarerweise die oftmals hohen Studiengebühren erlassen. Während ERASMUS für das europäische Ausland zuständig ist, gibt es diese separate Abteilung für interkontinentale Austauschprogramme. Es zeigte sich, dass ich für meinen auserkorenen Zeitraum und mein „Wunschgebiet“ einen Ort in Betracht ziehen konnte: Santiago de Chile. Also informierte ich mich über weitere Fristen, Anforderungen und nötige Schritte für den Bewerbungsprozess. Es stellte sich heraus, dass man potenziell an zwei Universitäten in Chile studieren kann, einmal die Universidad de Chile und die Pontificia Universidad Católica de Chile (kurz: PUCC). Ich bewarb mich auf beide Universitäten, priorisierte jedoch die PUCC, weil sie viele Kurse bietet, die mich interessieren und in Rankings immer sehr gut abschneidet. Im Endeffekt war die Universität allerdings nebensächlich. Wichtiger war mir, dass das Vorhaben generell in die Tat umgesetzt würde. Denn bis dahin mussten einige Hürden genommen werden…
Zum einen werden für die PUCC lediglich vier Plätze pro Semester vergeben (bei 42000 Studierenden der Uni Hamburg - wobei das natürlich nicht heißt, dass sich auch alle darauf bewerben). Auch muss durchdrungen werden, wie der Prozess allgemein funktioniert, Dokumente eingereicht und Schreiben erstellt werden.
Auch war die Frage nach einem Visum für mich lange nicht geklärt. Um ein Studierendenvisum zu beantragen, wird auch eine Vielzahl an Dokumenten gebraucht und die Bearbeitung ist weder kurzweilig noch kostengünstig. Besonders machte ich mir Sorgen, dass der für den Antrag notwendige „Acception Letter“, also die Bestätigung meines Studienplatzes von der PUCC, nicht rechtzeitig bekommen würde. Über meinem Plan hing also über eine längere Zeit hinweg ein Fragezeichen.
Ihr seht: Allein diese organisatorischen Schritte, die „Grundlagenarbeit“, war ein großer zeitlicher Faktor neben meinem regulären Studium im 2. Semester. Deswegen ist es immer empfehlenswert, rechtzeitig mit der Organisation anzufangen, denn für die einzelnen Schritte musste ich mich über ein Jahr hinweg regelmäßig hinsetzen und den Prozess vorantreiben. Mit dem Ende des Bewerbungsprozesses, als alles abgehakt und eingeschickt war, kam zuerst nach sechs Wochen, also im Juli, die Zusage der Uni Hamburg und im November mein „Acception Letter“ der PUCC. Was für eine Freude!
Und mit zunehmendem Kontakt mit meiner Partneruniversität, klärten sich auch einige weitere Punkte. So teilten sie mir beispielsweise mit, dass ich kein Studierendenvisum, sondern lediglich eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung brauchte. Auch erhielten wir ein Willkommensheft und den Zugang zu verschiedenen weiterführenden Links und Programmen. Es wurden zwei Informationsveranstaltungen abgehalten, bei denen wir weitere Informationen erhielten. Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Organisation der PUCC und habe mich gut in der Vorbereitung betreut gefühlt.
Für die weitere Vorbereitung musste organisatorische Feinarbeit geleistet werden. Wo werde ich wohnen? Was für Kurse sollte ich wählen? Welche Impfungen brauche ich und Sicherheitsaspekte muss ich beachten? Wie gestalte ich meine Anreise? Aus welchen Regionen besteht Chile überhaupt? (Grüße gehen raus an die Geographie-App Seterra :D)
Nach und nach klärten sich all diese Punkte ganz nach dem Motto "Sin prisa pero con ganas" (Ohne Eile, aber mit Laune): Ich fand meine Unterkunft über AirBnB, klärte die Anforderungen für meine Kurse und traf eine Vorauswahl, erhielt die notwendigen Impfungen sowie meinen internationalen Führerschein und organisierte die Anreise. Ich plante zwei Wochen vor meiner Zeit in Chile meinen Freund in den USA zu besuchen. So begann die Akklimatisierung von den winterlichen Temperaturen in Deutschland auf sonnige 25 Grad (später in Chile sollen es 35 Grad werden, drückt mir die Daumen, dass ich nicht schmelze). Es war schön und sehr besonders für mich, einen Urlaub in Florida zu genießen und eine kurze Unterbrechung aus der Fernbeziehungsphase zu haben.
Alles in allem freue ich mich sehr darauf, dass nun meine Zeit in Chile beginnen darf. Ich bin auch aufgeregt, in einer so anderen Kultur zu leben, aber ein gewisser Respekt vor dem Unterfangen ist bestimmt auch angebracht. In meiner Zeit hoffe ich, viele Orte zu besuchen, Menschen kennenzulernen und generell Neues zu entdecken. Ich empfinde es als Privileg, diese seltene Gelegenheit mitzunehmen und meinen Horizont durch die lateinamerikanische Kultur erweitern zu lassen. Und damit erstmal tschüss, denn das Boarding geht gleich los...
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