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AutorenbildAnna Krause

Halbzeit auf Teneriffa

Vor ca. einer Woche ist die Hälfte der Zeit, die ich auf Teneriffa verbringen darf rumgegangen und ich wollte dieses Ereignis nehmen, um mal ein bisschen über die bisher vergangene Zeit zu reflektieren. In den 4 Monaten, die ich bis jetzt hier bin, ist nämlich so einiges passiert…


Als Erstes muss man natürlich sagen, dass ich in den 4 Monaten hier von einer nahezu Fremden zu einer fast Einheimischen geworden bin. Ich bin immer wieder begeistert davon, wenn ich mir vor Augen führe, wie ich am Anfang komplett unsicher durch die Straßen Santa Cruz’s gegangen bin und mittlerweile kaum Google Maps brauche, um mich zurechtzufinden. Diese Stadt ist zu meiner zweiten Heimat geworden: Ich weiß mittlerweile, dass man den besten Saft der Stadt bei Viva Maria kriegt, ein schöner sonniger Tag im Garcia Sanabria Park einem Tag im Paradies gleichkommt und, dass das Wetter ungefähr so unbeständig wie die Coronasituation ist.

Aber nicht nur, dass ich die Straßen und die wichtigsten Eckpunkte kenne, macht die Stadt zu meiner Heimat, sondern auch, dass ich hier sozialen Anschluss gefunden habe. Als ich am Flughafen angekommen und von meiner Gastfamilie abgeholt worden bin, fühlte ich mich zwar sehr freundlich empfangen, aber alles war etwas fremd und ich wusste nicht so richtig, was ich sagen sollte. Mittlerweile ist jedoch auch diese Familie für mich zur Heimat, zur zweiten Familie geworden, da ich ihre Gewohnheiten und sie kenne und sie mich genauso. Noch dazu bin ich vollständig in den Alltag integriert und konnte mir durch meinen Arbeitsalltag meinen eigenen Alltag drum herumbauen: Ich gehe 3 Mal die Woche vormittags zur Sprachschule, schlafe meine Siesta, am Wochenende sind Ausflüge dran. Somit habe ich immer noch mein eigenes Leben, bin aber trotzdem hier in einer Familie und bekomme sie vollständig mit. Für mich persönlich eine perfekte Kombination.


Auch abgesehen von meiner Gastfamilie habe ich hier natürlich Freunde gefunden: Dadurch, dass es hier so viele deutsche Au Pairs gibt (bei der Deutschen Schule Teneriffa holen sich viele spanische Familien ein Au Pair ins Haus) war es super einfach, neue Leute kennenzulernen und man war direkt in einem Netzwerk aus Au Pairs. Zwar wünsche ich mir manchmal, dass ich nicht so viele deutsche Freunde hätte, da ich auf diese Art und Weise weniger von der Sprache und der Kultur kennenlerne, doch bin ich auch ohne Zweifel dankbar, dass es so einfach ist Anschluss zu finden. Um die Kontakte zu den Tenerifeños kann man sich dann ja noch kümmern :).

Was ich an dem Au-Pair-Jahr immer mit am meisten genossen habe, sind die Ausflüge. Somit habe ich Teneriffa schon sehr viel erkundet: Wir waren auf dem Teide, dem Gipfel Teneriffas, haben die vielen schönen Strände besucht, einige Städte kennengelernt und waren sogar schon auf anderen kanarischen Inseln. Gesehen habe ich schon: La Palma, La Gomera, Gran Canaria und selbstverständlich Teneriffa. Somit habe ich 4 von den 8 kanarischen Inseln erkundet. Fehlt also auch da nur noch die Hälfte…

Ich finde jedoch, dass jede einzelne der Inseln ihren ganz eigenen Charme hat. So war La Gomera bis jetzt die Ruhigste der Inseln, die ich besucht habe. Diese Insel ist sehr naturbelassen und untouristisch, ganz im Gegensatz zu Gran Canaria beispielsweise.


Aussicht von La Gomera auf den Teide

Hier gibt es zwar auch natürlichere Orte, doch ist es eindeutig, dass der Tourismus hier bereits sehr viel größer ist. Die Insel, die mir nach Teneriffa bis jetzt am zweitbesten gefallen hat, war La Palma. Diese Insel hat mir so unglaublich gut gefallen, da sie wirklich unglaublich schöne und einzigartige Natur bietet. Jedoch ist sie nicht so fernab der Zivilisation wie beispielsweise La Gomera und auch nicht ganz so touristisch wie Gran Canaria. Am besten ist und bleibt jedoch Teneriffa für mich, da ich finde, dass diese Insel alle Besonderheiten, die man auf den anderen Kanaren hat, auch hier finden kann: Im Norden der Insel hat man beispielsweise das Anaga-Gebirge, welches komplett ruhig und naturbelassen ist, während im Süden der Insel der Tourismus viel größer ist. Auch sind die Strände auf Teneriffa so vielfältig: Von naturbelassenen Stränden, wie beispielsweise Playa de Benijo, bis hin zu den überlaufenen Stränden im Süden der Insel gibt es hier die ganze Palette und ich finde es toll, dass man sich aussuchen kann, was genau man haben möchte. Noch dazu beeindruckt mich Teneriffas Vielfalt, was die Natur anbelangt, auch immer wieder, da es hier unglaublich verschiedene Vegetationen gibt. Deswegen finde ich Teneriffa auch so toll zum Leben: Es gibt hier immer genug zu sehen und es vereint die besten Elemente der Kanaren.

Aber auch ansonsten konnte ich in der Zeit, in der ich hier bin, die vielen Unterschiede zwischen dem spanischen und deutschen Lebensstil kennenlernen und mich darauf ein bisschen anpassen. Meine Gastfamilie sind zwar nicht die typischen Tenerifeños, da sie von dem Festland kommen, aber ich finde es gerade super, dass ich auch den typischen „urspanischen“ Lebensstil kennenzulernen. Hier auf Teneriffa mischt sich nämlich ziemlich viel mit Lateinamerika, da sehr viele Latinos hier hin auswandern. Dies macht sich auch an der Sprache bemerkbar, da die Höflichkeitsform „usted“ beispielsweise im Castellano gar nicht vorkommt, hier auf Teneriffa aber Gang und Gebe ist. So bekomme ich aber sowohl von der Sprache als auch von der Kultur her beide Seiten kennen, was mich natürlich sehr freut. Zwar hat es schon manche Konflikte ausgelöst, da ich manchmal nicht weiß, wie ich die Wörter jetzt aussprechen soll und in den Sätzen dann ein seltsamer Mix aus beiden Dialekten zustande kommt, aber solange der Sinn erhalten bleibt, stresst mich das nicht zu sehr J.

Aber generell kann ich auch schon ein kleines Zwischenfazit zu meinem Spanisch festhalten, da ich finde, dass es sich schon sehr verbessert hat. Am Anfang hatte ich einige Sorgen, dass ich zu wenig Spanisch lerne, da ich nur mit meinen und in der Sprachschule Spanisch rede, aber mittlerweile habe ich die Sprache auch ansonsten sehr viel mit integriert (Serien, Bücher, Musik auf Spanisch), sodass es sich schon sehr verbessert hat. Zwar ist es wahrscheinlich nicht so fließend, wie bei Austauschschülern, die den ganzen Tag nur von der Sprache umgeben sind, aber ich denke, mit den 8 Monaten Teneriffa baue ich eine gute Grundlage, auf der man noch weiter aufbauen kann.


Was kann ich also von den ersten 4 Monaten festhalten? Auf jeden Fall, dass das Au Pair sowohl was die Sprache als auch die Erlebnisse und Persönlichkeitsentwicklung anbelangt sehr bereichernd war (und ist). Ich finde es faszinierend zu sehen, wie sich die Insel von komplett fremd zu meinem zweiten Zuhause entwickelt hat und was es mit mir gemacht hat, dass ich mich in ein komplett neues Umfeld einfinden musste. Es hat sich ein Alltag und eine Struktur entwickelt, die ich wirklich gerne mag und ich bin sehr froh, die nächsten 4 Monate auch noch auf Teneriffa verbringen zu dürfen - selbst, wenn es in Ausgangssperre ist.

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