Nun, jetzt sind die acht Monate tatsächlich um. Es ging so viel schneller als gedacht. Ich weiß, das habe ich immer wieder betont, doch die Wahrheit ist, dass es sich eher nach acht Wochen anfühlt. Nichtsdestotrotz nehme ich so viel aus dem Au-Pair-Jahr mit. Ohne Zweifel sind es Erinnerungen und unvergessliche Momente, auf die ich immer zurückschauen werde.
Insgesamt kann ich für mich persönlich sagen, dass das Jahr genau zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden hat. Ich hatte gerade das Abitur gemacht, wollte mal für eine längere Zeit ins Ausland, doch dabei am liebsten am selben Ort in der Zeit bleiben. Eine Reihe von Optionen fiel dabei natürlich schon einmal weg, sodass ich relativ schnell von dem Au-Pair-Konzept begeistert war. Da ich noch dazu Kinder ziemlich gerne mag und auch schon Erfahrung mit ihnen hatte, stand für mich fest: Das möchte ich im Ausland machen! Jetzt blieb nur noch die Frage: Wo? Wenn ihr mir in der zehnten Klasse diese Frage gestellt hättet, hätte ich sicherlich mit „USA“ geantwortet. Doch jetzt kam bei mir hinzu, dass ich gerne mein Spanisch verbessern wollte und dafür am liebsten nach Spanien wollte. Gesagt, getan bewarb ich mich bei einer Au-Pair-Agentur (Multikultur), die mir in dem ganzen Gastfamilienfindungsprozess helfen sollte. Das haben sie auch sehr gut gemacht, sodass ich schon vier Wochen nachdem mir die erste Gastfamilie geschickt worden war im Flugzeug zu meinem neuen zweiten Zuhause saß: Teneriffa.
Hier war der Eingewöhnungsprozess viel leichter als erwartet, da es ein Netzwerk aus netten Au Pairs gab, die mich aufnahmen und gute Freunde von mir wurden und meine Gastfamilie auch super lieb war. Ich muss sagen, dass ich mich hier vom ersten Tag an wohlgefühlt habe. Noch dazu kam, dass ich in dem milden Klima mit den Palmen und dem permanenten Meerblick einfach das Gefühl hatte, immer im Urlaub zu sein. Also wirklich tolle Voraussetzungen, das Jahr zu beginnen!
Auch habe ich an dem Au-Pair-Alltag die Struktur sehr geliebt. Unter der Woche hatte ich 3 Mal vormittags Sprachschule, wonach wir dann häufig noch in der Stadt blieben und in den Park gingen. Danach fuhr ich dann nach Hause, wo ich um ca. 16 Uhr anfing zu arbeiten und dann um 22 Uhr fertig war. Nach dem Abendessen und dem Fertigmachen, ging‘s dann auch schon ins Bett, um am nächsten Tag wieder in aller Frische wieder anfangen zu können.
Also hatte ich schon unter der Woche eine tolle Kombination aus sozialen Kontakten und Arbeit. Jedoch fanden die größten Highlights für mich als erkundungsfreudige Person am Wochenende statt. Hierbei ging’s auf die höchsten Berge, zum Tauchen, auf die anderen Inseln, an den Strand, in andere Städte und, und, und… Ich komme jetzt schon wieder ins Schwärmen, wenn ich nur daran denke, was für eine Auswahlmöglichkeit für Ausflüge man hat, wenn man auf Teneriffa lebt. Wenn ich dort permanent leben würde, wäre ich wahrscheinlich nie drinnen.
Mit einem Schwung der positiven Emotionen ging es dann wieder in die neue Woche. Das bedeutet natürlich nicht, dass immer nur von Wochenende zu Wochenende gelebt wurde, da auch die Wochen super schön waren. Aber die besonderen Erlebnisse haben meinem Jahr auf jeden Fall zu etwas ganz Besonderem gemacht und nicht wie jedes andere Au-Pair-Jahr sein lassen. So lebte ich also November, Dezember und Januar vor mich hin. Ende Februar gab es dann das größte Spektakel im Jahr auf Teneriffa: Karneval! Gerade rückblickend bin ich sehr froh, den Karneval auf Teneriffa miterlebt zu haben, was angesichts der Pandemie, die einen Monat später durch Spanien wütete, alles andere als selbstverständlich ist. Ich genoss die 7 Tage voller Tanzen und guter Gemeinschaft, sowie die Karnevalsparaden so sehr und ich freue mich sehr, dass ich das alles miterleben durfte. Obwohl ich vorher schon von dem Ausmaß des Karnevals gehört hatte, hatte ich keinen Schimmer, wie genau das alles sein würde. Und das, was sich dort abspielte übertraf meine kühnsten Träume.
Was auch meine kühnsten Vorstellungen übertraf und was ich mir nie im Leben hätte denken können, dass ich das erleben würde, war die Corona-Pandemie. Ich weiß, dass sie uns alle in einem völlig unerwarteten Moment getroffen hat, doch ich muss sagen, dass ich gerade zu Anfang das Gefühl hatte, als würde ich in eine Art Apokalypsen-Film mitwirken. Auch war es überhaupt nicht absehbar, wie sich alles weiterentwickeln würde. Und so wurden aus 2 Wochen 4 Wochen und aus diesen 4 Wochen tatsächlich 2 Monate. Hätte ich auch nie gedacht, dass ich je in meinem Leben 2 Monate in einem quasi verriegelten Haus auf Teneriffa leben würde.
Trotz der Überrumpelung meinerseits muss ich sagen, dass mich diese 2 Monate in Hinblick auf meine Persönlichkeit wie keine sonst auf Teneriffa geprägt und geformt haben. Durch die viele Zeit reflektierte ich mehr, verbrachte mehr Zeit mit meiner Gastfamilie und organisierte viel herum. Die Phase hatte definitiv etwas Gutes an sich, da sie bei mir den Alltag entschleunigt hat. Natürlich fehlte mir Zeit, die ich gerne in Ausflüge und Ähnliches investiert hätte, aber ich denke, ich habe auch so einen guten Eindruck von der Insel bekommen.
Insbesondere konnte ich diesen Eindruck nochmal in der letzten Zeit auf Teneriffa intensivieren, da mich in dieser nichts mehr Zuhause halten konnte. Jedes Wochenende wurde mit einer anderen Aktion zugebracht und wir genossen die Zeit über alle Maßen. Auch wuchsen wir als Au-Pair-Gruppe neu zusammen, da wir weniger Leute waren und so intensiv Zeit miteinander verbrachten. Die Au Pairs auf Teneriffa waren also definitiv einer der Gründe, warum das Jahr so gut verlaufen ist.
Für mich war ein Au-Pair-Jahr also rückblickend die perfekte Entscheidung, weil…
- Ich durch die Familie Sprache, Kultur und die Insel wunderbar kennenlernen konnte
- Ich in einem Jahr noch nie so viele Ausflüge machen konnte wie in der Zeit auf Teneriffa
- Ich mich aktiv in die Bildung von den Kids investieren durfte und gesehen habe, wie sie ihre Persönlichkeiten in dem Jahr weiterentwickelten
- Ich so tolle Leute kennenlernen durfte
- Es selbst während der Quarantäne viel Neues für mich zu lernen gab und ich gewachsen bis
Also kann ich jetzt nur noch sagen: Adiós Tenerife, te echo de menos!
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