Ich habe es irgendwie immer noch nicht richtig verarbeitet, dass meine Zeit auf Teneriffa vorbei ist. Obwohl seitdem ich vom Flughafen Süd abgeflogen bin mittlerweile Wochen vergangen sind, kommt es mir so vor, als sei diese Zeit nur die Zwischenphase und als ob ich bald wieder zurück nach Teneriffa zurückkehren würde. Dass das nicht die Wahrheit ist, stimmt mich irgendwie traurig.
Umso schöner ist es, dass ich immer wieder in den Erinnerungen aus der letzten Zeit schwelgen kann. Es kommt mir so vor, als hätte sie in einem anderen Leben stattgefunden, doch ich bin sehr dankbar, dass ich sie nochmal so zum Genießen der Insel nutzen konnte. Was ich in dieser Zeit nämlich unternommen habe, habe ich manchmal in einem Jahr in Deutschland während der Schulzeit nicht erlebt. Jedes Wochenende, jede Minute wurde für irgendetwas genutzt und das Wort „Entspannung“ nahezu aus meinem Wortschatz gestrichen. Das alles war auch notwendig, damit ich jetzt stolz behaupten kann, dass ich jeden Punkt meiner Teneriffa Bucket-List abgearbeitet habe.
An dem Wochenende des 20. Junis, als ich noch 20 Tage auf der Insel vor mir hatte, machten wir einen Apnoe-Tauchkurs. Apnoe ist griechisch und bedeutet „keine Luft“ oder „ohne Luft“ und demnach probiert man auch mit einem einzigen Atemzug so lange wie möglich unter Wasser zu bleiben, so weit wie möglich zu schwimmen oder so tief wie möglich zu tauchen. Dabei ging es jedoch nicht mehr zu lernen, wie man die Luft lange anhalten kann, sondern auch, wie man sich am energieeffizientesten unter Wasser bewegt. Der Kurs hat nicht nur sehr viel Spaß gebracht, sondern war auch sehr lehrreich, sodass am Ende jeder von den Teilnehmern um die 12 Meter tief und 40 Meter weit tauchen konnte (beides mit Flossen).
Da beim Apnoe nicht die gleichen Regeln gelten, wie beim Tauchen, bei dem man danach nicht auf hohe Berge fahren darf, beschlossen wir, dem Teide mal wieder einen Besuch abzustatten. Zuvor schlenderten wir noch durch La Orotova. Dieses Städtchen stand aufgrund der Empfehlung meiner Gasteltern auf meiner To-Do-Liste und ich muss sagen, dass es mit seinen schönen Häusern und Straßen plus den Überblick über Puerto de la Cruz bis hin zum Meer wirklich sehr sehenswert ist. Schade, dass wir pünktlich zum Sonnenuntergang auf dem Teide sein wollten, ansonsten hätte ich mich dort gerne noch länger umgeschaut.
Auf dem Teide verpassten wir leider trotzdem den Sonnenuntergang. Das lag jedoch nicht daran, dass wir zu spät gekommen wären, sondern eher daran, dass wir nicht mit einberechnet hatten, dass der Teide den Sonnenuntergang verdeckt, wenn man nicht ganz oben ist. Ein bisschen doof gelaufen, aber wenigstens hatten wir Plätze in der ersten Reihe, als der wunderschöne Sternenhimmel eine Stunde später zum Vorschein kam. Dieser hatte auch wirklich einiges zu bieten: Wir sahen sehr viele Raumstationen, man konnte die Milchstraße erkennen und ein paar Sternschnuppen sahen wir auch. Bei dem Himmelsspektakel konnte einem der Sonnenuntergang doch glatt gestohlen bleiben ;).
Neben abenteuerlichen Exkursionen auf den Teide, verbrachte ich auch viel Zeit damit, die Strände Teneriffas zu erleben. So ging es für mich den letzten Sonntag, den ich auf Teneriffa verbrachte, in den Süden zu dem Playa de Almáciga. Dort soll man wohl von Zeit zu Zeit Schildkröten antreffen können. Dieses seltene Glück hatten wir leider nicht, doch das Wasser war nichtsdestotrotz sehr klar und man konnte viele Fische beobachten. Außerdem war es unglaublich warm an diesem Tag und wir entspannten uns etwas in der Sonne. Nach weniger Zeit wurde einem allerdings so warm, dass uns keine andere Wahl blieb, als uns in das kühle Meer zu schmeißen. Dies bot eine willkommene Abkühlung.
Neben den sehr warmen Stränden des Südens hielt ich mich in den letzten Wochen jedoch noch häufiger im Norden auf. Am liebsten und häufigsten fuhren wir hierzu zu Las Teresitas. Dieser Strand erwies sich im Endeffekt nicht nur aufgrund seiner Lage als beste Option, sondern auch, weil aufgrund des COVID die ganzen Touristen ausblieben, die den Strand zuvor häufig füllten. Was ich auch unbedingt mal machen wollte, war von Santa Cruz nach Las Teresitas zu joggen. Die Strecke umfasst insgesamt ca. 8 km und war für mich als untrainierte Gelegenheitssportlerin in der Hitze zwar nicht gerade ein Zuckerschlecken, doch wenn es auf der To-Do-Liste steht, muss es eben gemacht werden. Neben solch sportlichen Aktivitäten verbrachte ich auch Zeit an El Médano, dem berüchtigten Surferstrand Teneriffas. Wie bei Las Teresitas war dieser nur von Einheimischen besucht und ich genoss es, den Tag mit einer deutschen Freundin von mir zu verbringen. Diese machte nämlich gerade zu dem Zeitpunkt, aufgrund der kurz zuvor in Kraft getretenen Lockerungen, mit ihrer Familie zusammen Urlaub auf Teneriffa.
Jedoch wollte ich natürlich nicht nur den Strand in der letzten Zeit genießen. Wir unternahmen auch Wanderungen, am liebsten im Anaga-Gebirge. Dabei wanderten wir von meinem Lieblingsstrand Playa de Benijo aus den Berg hoch, wo wir eine kurze Rast einlegten. Unten genossen wir erneut den Strand Playa de Almáciga und obwohl es an dem Tag recht frisch war, konnte ich kurz ins Wasser. Gerade zum Schluss, als ich mich auch beim Anaga-Gebirge etwas besser auskannte, konnten wir uns auch spontaner Routen überlegen und wussten, wie man einen Wandertag am besten plant. Ich persönlich habe diese Wandertage immer sehr genossen, da die Kulisse in Anaga einmalig ist und es nichts Schöneres gibt, als sich nach einer intensiven Wanderung am Strand zu entspannen. Und wo kann man das schon haben, wenn nicht auf Teneriffa?
Einer der letzten Ausflüge, den wir unternommen haben und der mir ganz sicher im Gedächtnis bleiben wird, war die Fahrt an den westlichsten Punkt Teneriffas. Auf dem etwas längeren Weg zu diesem besonderen Ort hatten wir auch wieder die Sicht auf die Nordküste, welche ich sehr genoss. Dieser heißt Punta de Teno und ist mit seinem rot-weißen Leuchtturm und freien Sicht auf Los Gigantes (die Küste im Süden, die sich aus riesigen Bergen zusammensetzt) wunderschön.
Dort angekommen genossen wir das frische Obst, welches wir uns auf dem Weg gekauft hatten und sprangen ins Wasser. Wenn man sich so nah am Atlantik befindet, wo es keinen Schutz durch Bergen o.Ä. gibt, pfeift einem der Wind schon ganz schön um die Ohren. Ich denke in Deutschland hätte man die Windstärke sogar schon als Sturm verzeichnet. Hier scheint das alles doch noch recht normal zu sein, an den Wind hat man sich dann eben sowieso gewöhnt. Und für die Aussicht auf Los Gigantes sowie auf La Gomerra nimmt man sowas doch gerne mal in Kauf.
Nach dem Aufenthalt an Punta de Teno beschlossen wir, in Icod einen etwas längeren Zwischenstopp einzulegen, statt hier einfach nur umzusteigen. In der kleinen, aber normalerweise ziemlich touristischen Stadt befindet sich nämlich der älteste, ca.
800 Jahre alter Drachenbaum Teneriffas. Dieser war auch wirklich beeindruckend
anzuschauen und ich muss auch gestehen, dass mir Icod an sich sehr gut als Stadt gefallen hat. Im Rückblick hätte ich, zumal es die Pandemie zugelassen hätte, gerne mehr Zeit dort verbracht.
Wenn man bedenkt, dass dieses ganze Programm sich in den letzten 20 Tagen meines Teneriffa-Aufenthalts abgespielt hat, ist das schon ziemlich verrückt, doch die letzten 7 Tage waren einfach noch viel verrückter. Neben dem ganzen organisatorischem Stress kamen nämlich noch viele besondere Ausflüge hinzu, die ich teilweise sogar mit den Kindern unternehmen durfte. So gingen wir beispielsweise zum Strand, in den botanischen Garten und in das Schwimmbad in Santa Cruz. All diese Ausflüge waren möglich, da ein ehemaliges Au Pair aus meiner Gastfamilie zu Besuch war und wir zu zweit viel besser auf die Kinder aufpassen konnten. Demnach war ich von nun an morgens, mittags und abends viel unterwegs. Ein besonderes Highlight, was uns unsere Gastfamilie ermöglichte, war ins Auditorium in Santa Cruz zu gehen. Es war nicht nur toll, der wunderschönen Musik lausche zu können, sondern auch das allein schon von außen eindrucksvolle Gebäude einmal von innen sehen zu können. Angesichts der begrenzten Sitzplatzkapazität und der allgemeinen Lage waren wir wirklich sehr privilegiert, dass wir dies miterleben durften. So verbrachten wir also eine Stunde damit, Mozarts Kleiner Nachtmusik zu lauschen und gingen anschließend zum Asiaten.
Kulinarisch muss ich sagen, hat Spanien schon etwas mehr zu bieten als Deutschland und gerade meine Gastfamilie hat mir immer die Diversität der Küche gezeigt. Aber auch andere Küchen durfte ich ausprobieren, wenn wir zusammen essen waren und an meinem letzten Abend gingen wir beispielsweise in einem mexikanischen Restaurant essen. Dieses hat die besten alkoholfreien Margaritas angeboten, die ich je getrunken habe. Der Rest war auch lecker, doch die Margaritas standen einfach hervor.
Was kann ich also zu meinen letzten Wochen auf Teneriffa sagen? Auf jeden Fall, dass es eine wunderschöne und eine einmalige Zeit war. Auf der einen Seite bestand sie daraus, Sachen die man schon 50 Mal gemacht hat, so wie bei Viva María einen Smoothie zu trinken, noch ein letztes Mal bewusst zu tun. Auf der andern Seite bestand sie allerdings aus einmaligen Aktionen, die diese letzte Zeit als etwas wahrhaftig Einmaliges kennzeichneten und sie für mich persönlich unvergesslich machen. Wenn ich jetzt an sie zurückdenke überkommt mich eine Mischung aus Melancholie und Trauer, aber auch eine Freude darüber, dass ich sie erleben durfte. Und ich denke, das beschreibt doch ganz gut, wie ich meine Au-Pair-Zeit in Erinnerung behalten werde.
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