Auf dieses Wochenende hatte ich mich schon seit Dezember gefreut und es steckte sehr viel Organisation drin. Denn wir hatten vor, dieses Wochenende einen Berg zu besteigen – aber nicht nur irgendeinen, sondern kein geringeren als den höchsten Berg Spaniens und den höchsten Vulkan Europas. Den Teide.
Um ehrlich zu sein hatte ich ein bisschen Bammel vor dem ganzen Vorhaben, da ich als Norddeutsche schon das Treppenviertel Blankenese als relativ hohen Berg empfinde. Noch dazu herrschen auf dem 3718 Meter hohen Vulkan natürlich nicht die flauschigen 20 Grad, die man auf dem Rest der Insel findet. Die Temperaturen halten sich um diese Jahreszeit nämlich tagsüber bei ca. 5 und nachts bei ca. -10 Grad auf. Mit diesen Informationen im Hinterkopf ging es am Samstag also zum Nordflughafen, wo ich mir mit den anderen Au Pairs ein Taxi auf den Teide nahm. Eigentlich hatten wir geplant für den Weg zur Seilbahnstation, ein Auto zu mieten, damit wir uns auch noch am nächsten Tag den Nationalpark anschauen könnten, doch leider gab es ein paar Probleme bei der Autovermietung, sodass wir letzten Endes auf das Taxi zurückgriffen. Im Endeffekt stellte sich dies aber als gar nicht so dramatisch heraus, da die Taxen ja wirklich sehr günstig sind (für ca. 1,5 Stunden Fahrt 65€, die man ja nochmal aufteilen konnte) und wir auf dem Weg zum Teide schon einige Attraktionen aus dem Teide Nationalpark abgefahren sind (bspw. La Tarta). Noch dazu war unser Taxifahrer super aufmerksam, sodass er bei jeder Attraktion, die es gab, langsamer fuhr. So hatten wir die Möglichkeit, einige Fotos zu machen und den Weg zum Teide zu genießen. Auf dem Weg nach oben konnte man auch ziemlich genau beobachten, wie sich die Vegetation den unterschiedlichen Klimabedingungen anpasst. Wir sind unten bei Palmen und Sonne losgefahren, doch als es dann auf die ca. 1000-1700 Meter ging, sah die Natur so aus, wie man es in Deutschland aus dem Schwarzwald kennt: Nadelbäume umrandeten die Straße dicht und es gab ziemlich dichten Nebel. Manchmal habe ich die grünen, voll bewachsenen Bäume aus Deutschland hier schon vermisst, aber anscheinend hat Teneriffa selbst diese Art von Natur hier zu bieten. Die Vielfalt dieser Insel erstaunt mich echt immer wieder!
Nachdem wir bei ungefähr 2000 Metern angekommen waren und uns langsam über den Wolken befanden, fühlte man sich wie auf einem anderen Planeten: Es gab kaum mehr Bäume, über einem war der Himmel komplett klar und neben der Straße befanden sich die unterschiedlichsten Arten von Gestein. Auch gab es viele Berge und man hatte ab hier eine tolle Aussicht auf den Teide. Ab dieser Höhe veränderte sich die Umgebung auch nicht mehr so sehr wie zuvor, was damit zusammenhängt, dass die klimatischen Bedingungen hier das ganze Jahr über ziemlich konstant sind. Als wir bei der Seilbahn ankamen war es, entgegen meiner Erwartungen, erstaunlich warm. Zwar war die Luft an sich frischer, aber da die Sonne eine sehr große Intensität hatte, musste ich mir nicht direkt die 5 Schichten anziehen, die ich mitgenommen hatte. Wir hatten bis zu der Auffahrt noch ca. eine Stunde, die wir nutzten, um die einzigartige Umgebung zu bestaunen. Und dann ging es auch direkt nach oben.
Mit der Seilbahn wurden wir ungefähr innerhalb von 10 Minuten von 2356 Metern auf 3555 Meter befördert. Ein beachtlicher Höhenunterschied, vor allem wenn man bedenkt, wie schnell dieser bewältigt wird. Oben angekommen merkte ich auch direkt, dass es sehr andere Bedingungen waren, die hier herrschten. Die Temperatur war um ca. 10 Grad gefallen, wobei es jedoch immer noch nicht eisig war, und die Luft war um einiges dünner als auf 2356 Metern. Somit geriet man auch sehr viel schneller außer Atem, was insbesondere bei unserer Wanderung offensichtlich wurde. Da wir uns überlegt hatten, nicht direkt an dem Tag auf die Spitze des Teides zu steigen, da es sich nochmal um 200 Meter Höhenunterschied handelt und wir uns erstmal akklimatisieren wollten, begannen wir dann auch den Fußmarsch zu unserer Unterkunft – dem Refugio Altavista. Wir hatten uns nämlich gedacht, dass wenn wir schon auf den Teide gehen, es richtig machen und dort 2 Tage verbringen würden, damit wir am folgenden Tag, den Sonnenaufgang von der Bergspitze bewundern könnten. Damit man dies jedoch tun kann, ist eine Übernachtung in dem Refugio obligatorisch, was meiner Meinung nach aber gar nicht so schlimm war, da man dadurch auch den Sonnenuntergang und die Sterne über dem Teide in der Nacht beobachten können würde. Für die Wanderung zu dem Refugio haben wir uns ausführlich Zeit gelassen, da wir viele Fotos machen wollten, die Aussicht genossen und Essenspausen machten (Bergluft macht sehr hungrig :)). Insgesamt benötigten wir somit ca. 2,5 Stunden bis wir angekommen waren. Die Berghütte war sehr süß und ist mit den 3260 Metern etwas tiefer gelegen als die Seilbahnstation. Es finden in etwa 40 Leute pro Nacht hier Platz und man darf nicht mehrere aufeinanderfolgende Nächte hier zubringen. Aufgehalten haben sich hier auch wirklich nur ziemlich sportliche Menschen, bei denen man gemerkt hat, dass sie sehr viel Erfahrung und Ausrüstung haben, was das Wandern anbelangt. Auch umgab die gesamte Hütte eine ziemliche Ruhe und sehr entspannte Atmosphäre. Hier oben konnte man echt jeglichen Stress vergessen, den es unten gibt. Somit entspannten wir uns also im Gemeinschaftsraum, spielten Uno, aßen und warteten darauf, dass die Sonne unterging. Von der Berghütte direkt kann man zwar den Sonnenuntergang nicht genießen, da diese im Osten des Teides liegt und jegliche Sicht auf den Teide durch ebendiesen verdeckt wird. Doch das war auch gar nicht weiter schlimm, da der Sonnenuntergang auf Teneriffa ein einzigartiges Phänomen zustandebringt: Den längsten Schatten der Welt. Dieser entsteht dadurch, dass die Sonne sehr tief untergeht (eben direkt über dem Meer) und der Teide so unglaublich hoch ist. Dieses Spektakel war wirklich unglaublich mit anzusehen und jetzt kann ich mir wirklich vorstellen, dass es sich dabei um den längsten Schatten der Welt handelt, da dieser sich über mehrere Kilometer erstreckte. Noch dazu war der Schatten sehr klar definiert und es sah somit eher so aus, als befände sich ein Berg hinter Wolken, als dass es ein Schatten wäre. Aber seht selbst:
Später am Abend gingen, als es sehr dunkel geworden waren, packten wir uns noch einmal dick ein und gingen nach draußen, um den Sternenhimmel zu bestaunen. Der Teide ist nämlich nicht bloß ein Natur- sondern auch ein Lichtschutzgebiet. Es dürfen somit nicht einmal Flugzeuge über den Teide fliegen. Draußen war der Himmel wirklich sehr klar und als wir uns einige Meter entfernt von der Berghütte hinlegten, war die Sicht auf den Sternenhimmel wirklich perfekt. Man konnte sogar die Milchstraße leicht erkennen und es gab viele Sternschnuppen, die wir gesehen haben. Anschließend ging es dann aber auch schnell ins Bett, da wir für den nächsten Tag große Pläne hatten…
Nach wenigen Stunden Schlaf (im Schlafsaal war es relativ kalt, sodass ich nicht viel Schlaf gefunden hatte) standen wir dann um 5:15 Uhr wieder auf dem Weg, um nach oben auf den Teide zu wandern. Die sehr netten Mitarbeiter des Refugios hatten uns zwar gefragt, ob es nicht etwas zu früh sei und hatten uns empfohlen aufgrund der Kälte noch etwas zu warten, doch wir waren fest entschlossen, den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Gerade, da wir am Vortage so lange zu dem Refugio gebraucht hatten, wollten wir die Zeit nicht zu knapp einkalkulieren und machten uns somit zeitig auf den Weg zu dem Gipfel. Tatsächlich war es auch gar nicht so kalt draußen, das Thermometer zeigte -1 Grad an, was für deutsche Verhältnisse ja ein lauer Herbsttag ist ;). Durch den Wind hat es sich nichtsdestotrotz kälter angefühlt und insbesondere als wir dann oben auf der Spitze des Gipfels saßen, waren wir alle ziemlich durchgefroren. Als dann aber die Sonne herauskam wurde es sehr schön warm und wir erlebten einen wunderbaren Sonnenaufgang auf 3718 Metern Höhe.
Anschließend ging es wieder nach unten zur Seilbahn und als wir dann wieder auf den 2000 Metern angekommen waren, konnten wir auftauen. Insgesamt war das ganze Unternehmen auf den Teide hochzusteigen, eine sehr anstrengende, aber nichtsdestotrotz lohnenswerte Aktion. Und immerhin kann ich jetzt sagen, dass ich den längsten Schatten der Welt gesehen habe!
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