Seit letzter Woche bin ich offiziell Studentin an der „Pontificia Universidad Católica de Chile“! Ein bisschen fühlt es sich ja schon so an, als würde ich die Uni Hamburg betrügen – ich hoffe, sie sieht mir das nach ;)… Jedenfalls wurde uns internationalen Studierenden durch viele Aktionen, Informationsveranstaltungen und auch ein „Buddy-Programm“ das Ankommen hier sehr leicht gemacht. Die vielen Angebote können leicht unübersichtlich erscheinen. Deswegen habe ich euch mal in einem Schema aufgemalt und näher beschrieben, was es alles so gab…
Im Zentrum der Veranstaltungen und gleichzeitig diejenige, die mir am meisten in Erinnerung geblieben ist, war die „Ceremonia de bienvenida“ – die Willkommenszeremonie. Sie fand am 03.03. statt, also knapp eine Woche nach meiner Ankunft. Es war DAS Datum, welches uns bereits Monate im Vorweg mitgeteilt worden war, damit wir spätestens zu diesem Zeitpunkt in Santiago de Chile sein würden.
Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass sich rund 400 internationale Studierende im Zentrum Santiagos verlaufen, wurden wir am 03.03. um 9:30 Uhr direkt an der Metrostation „Universidad Católica“ abgefangen - die Gefahr war gebannt. Bereits an der Metrostation überraschte es mich, wie weit alle angereist waren. So lernte ich „quasi-Nachbarn“ aus Italien, Frankreich und Dänemark kennen, aber es waren auch viele aus Nord- wie Südamerika da. Am verrücktesten fand ich die Kombination von einem Studenten, der zwar aus China kommt, in Dänemark studiert und jetzt ein Auslandssemester in Santiago de Chile macht. Und ich dachte meine Historie an Auslandserfahrungen wäre unübersichtlich! Die am häufigsten gestellte Frage neben „Wie heißt du?“ war also selbstverständlich „Woher kommst du?“.
So lernte ich schon vor der eigentlichen Zeremonie ein paar Wege kennen, die an die PUCC führen.
Wie offiziell diese Veranstaltung tatsächlich war, merkte ich erst richtig, als wir zum „Salón Fresno“ gelangten; ein edler Saal, der den besonderen Feierlichkeiten der PUCC vorbehalten ist und in dem die Begrüßungszeremonie stattfand.
Neben uns internationalen Studierenden waren der Präsident der PUCC sowie wichtige Leiter*innen der einzelnen Fachbereiche (bspw. für Internationales, Umweltschutz, etc.) eingeladen. Alle hatten sich richtig schick gemacht! Als kleines Willkommensgeschenk lagen ein paar Fanartikel von der PUCC auf unseren Stühlen vorbereitet. Als wir da in diesem schicken Saal mit den Leitenden der Universität im Anzug und Kleid und neuen Fanartikeln saßen, wurde mir klar, dass ein gewisses Prestige mit der PUCC einhergeht. Das bin ich von meiner "normalo" Uni Hamburg gar nicht gewohnt, zumindest nicht in dem Maße. Dieser Stolz zeigte sich auch an den Reden, die gehalten wurden. Die ersten Reden, gehalten von dem Vizepräsidenten und der Koordinatorin für Internationales, waren Loblieder für die PUCC und ihre internationalen Beziehungen. Auch wurde uns ein Video gezeigt, das Chile in seiner Besonderheit zeigte. Obwohl mir diese Art von Stolz auf das eigene Land oder die eigene Universität fremd ist, trugen die Reden zur Vorfreude auf das Auslandssemester bei. Was mir (und dem Applaus nach zu urteilen auch vielen weiteren Leuten) am besten an der Veranstaltung gefallen hat, war die Aufführung von traditionellen chilenischen Folkloretänzen. Es gibt eine Gruppe an der PUCC, die sich mit den unterschiedlichen Tanzstilen auseinandersetzt und in ihrer Aufführung repräsentierten sie ausgewählte von Norden bis Süden. Es ist wirklich ein tolles Resultat dabei herausgekommen! Hier zwei Ausschnitte:
Aus Rapa Nui, der Osterinsel:
Später folgten weitere Reden, die das soziale Engagement der PUCC, bzw. ihrer Studierenden, zeigten. Es hat mich auch gefreut zu sehen, dass es hier viele Möglichkeiten gibt, sich einzubringen und eine große Bandbreite an Problemen dabei adressiert wird. Vielleicht schließe ich mich ja auch einer Gruppe an :). Weil es sich um eine katholische Universität handelt, haben viele der Gruppen einen christlichen Schwerpunkt. Nach der zweistündigen Zeremonie gingen wir alle wieder nach draußen, machten zusammen ein Foto und waren nun offiziell als Studierende an der PUCC willkommen geheißen.
Sowohl nach dieser Zeremonie als auch nach den Veranstaltungen der Willkommenswoche (kommt unten noch mehr zu...) genoss ich die Möglichkeit, danach länger zu bleiben und neue Leute kennenzulernen. Mit einer Gruppe begaben wir uns zu einer nah gelegenen Eisdiele und mit dem Eis auf der Hand in einen Park. Auch hier war es beeindruckend, wie viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern zusammenkamen – allein in unserer Gruppe waren es bestimmt zehn Nationen! Wann hat man sonst die Möglichkeit, sich zusammen mit einer Bolivianerin, einem Neuseeländer und einem Chinesen gemeinsam zu unterhalten?
In dem „Cerro Santa Lucía“, also dem Park, wo wir uns aufhielten, gibt es einen Aussichtspunkt, der eine schöne Aussicht über die Stadt ermöglicht, sofern es der Smog zulässt. Unser Zeitfenster zwischen Zeremonie und einer Campusführung nutzten wir also direkt für einen Ausflug– typisch Internationals ;)! Dieser Überblick über die Hauptstadt Chiles rundete das „Herzlich willkommen“ ab.
Bei der Herzlichkeit der Chilen*innen und der guten Organisation der PUCC durfte es aber natürlich nicht bei einer Willkommensveranstaltung bleiben! Im Rahmen der „Semana de bienvenida“ (= Willkommenswoche) wurden eine ganze Reihe an Aktionen bereitgestellt, die uns das Einfinden an der Uni erleichterten.
In meinem Eifer hatte ich mich bereits im Vorweg für so gut wie alle Aktionen angemeldet. So nahm ich an Campusführungen, Sportaktivitäten, einer Museumsführung (hier rechts), Informationsveranstaltungen über studentische Leiterschaft und die Bibliothek sowie einem Folkloretanzkurs (Freude!) teil. Teilweise war mir im Vorweg nicht ganz klar, was die Aktionen beinhalten würden. So dachte ich bei der Sportveranstaltung, dass wir ein paar praktische Informationen dazu erhalten würden, was es für Sportangebote an der PUCC gibt. Im Endeffekt nahmen wir selber an Sportspielen teil – und das bei gefühlten 30 Grad im Schatten!
Diese Aktivität war auch gleichzeitig die erste, die ich auf dem Hauptcampus San Joaquín hatte. Wir bewegten uns auf den verschiedenen Sportzentren der Universität umher und machten bei den Gruppenspielen mit. Direkt am Anfang war es unsere Aufgabe, einen Hakka (der Tanz der neuseeländischen Ureinwohner) zu choreographieren und in dem unser Studiengang irgendwie abgebildet wird. Wir – das heißt wir internationale Studierende – standen als erstes etwas ratlos rum. Immerhin haben wir nicht alle denselben Studiengang und leider war der Neuseeländer ausgerechnet bei dieser Aktion nicht mit dabei… Auf einmal sah ich meine Freundin aus Deutschland auf mich deuten und sagen: „Anna sabe bailar“, also „Anna kann tanzen.“. Da waren alle Augen auf mich gerichtet. Ein bisschen überfordert von der Situation, aber doch irgendwie motiviert, machten wir zusammen eine Mini-Choreographie. Unser "Meisterwerk" durfte dann natürlich noch vor den anderen versammelten Studierenden aufgeführt werden – so kann man es auch schaffen, dass Leute dich wiedererkennen, whoops.
Weil wir bei dieser Aktion hauptsächlich den Sportteil der PUCC kennenlernten und alles nach wie vor verwirrend erschien, war ich dankbar für meine Campusführung, die am Montag danach, also am 06.03., stattfand. Die PUCC verfügt über fünf Campus – vier davon in Santiago de Chile, einer in Südchile. Die Fakultäten sind nach Campus aufgeteilt, die meisten befinden sich logischerweise in „San Joaquín“, also am Hauptcampus. Am 03.03. hatte ich bereits nach der Cermemonia de Bienvenida und dem Eisessen die „Casa central“ kennengelernt. Hier befinden sich die Fakultäten für Medizin, Jura und Kommunikation. Und die Tour in San Joaquín erwies sich als hilfreich, denn nun konnte man ein paar Fixpunkte ausmachen, die mir die Orientierung erleichterten. Besonders schön an dem Campus finde ich den sog. „Patio de la Virgen“ (Garten der Jungfrau), der auf jedem Campus der PUCC vorhanden ist und Maria in den Mittelpunkt stellt. Diese grünen Flächen sind wirkliche Oasen und laden zum Verweilen ein. Nach der Tour hatte ich die Möglichkeit, etwas über den Campus zu schlendern, mir meinen Studierendenausweis abzuholen und mir anzuschauen, wo meine Kurse am nächsten Tag stattfinden sollten.
Der 06.03, markierte nämlich auch gleichzeitig den Semesterbeginn. Ich hatte bereits eine Vorauswahl für meine Kurse getroffen, war mir jedoch nicht sicher, ob es bei diesen Kursen bleiben würde. Das lag u.a. daran, dass ich einen Kurs am Freitag hatte und ich am liebsten Montag und Freitag frei haben wollte (ihr versteht schon, der Ausflüge wegen ;). Und so kam es dann auch, dass ich einige Kurse verschieben, ändern oder auch komplett abwählen musste. Aber, stand 13.03., kann ich euch erleichtert erzählen, dass ich mit meiner jetzigen Auswahl sehr zufrieden bin. Es ist möglich, dass sich noch 1-2 Kurse verändern, aber grundsätzlich steht's! Ich habe aktuell zwei Kurse aus der Linguistik („Phonetik/Phonologie“ und „Große Fragen über die Sprache“), einen aus der Literaturwissenschaft („Panorama des chilenischen Romann“) und einen Kurs über Theaterpädagogik, der mich beim ersten Mal schon zu 100% begeistert hat!
Nun darf ich mich 14 Wochen lang im Uni-Alltag mit Kursen auseinandersetzen, die inhaltlich auf Lateinamerika ausgerichtet sind. Ich mache mir keine Illusionen – allein der Umstand, dass alles auf Spanisch unterrichtet wird, ist eine Herausforderung. Aber es ist eine Herausforderung, die mit der Zeit geringer wird und ich hoffe, dass es dazu beiträgt, dass ich nicht mehr lange auf Deutsch denke ;). Mit meiner Kurswahl habe ich auch den Eindruck eine gute Mischung aus meinen verschiedenen Interessensbereichen gefunden zu haben. Ich hoffe, dass ich hier nicht zu viel Druck in Bezug auf mein Studium haben werde, denn in Deutschland ist das Semester häufig auslaugend. Aber dadurch, dass ich weniger Kurse mache als normalerweise und unsere künftigen Reisen (stay tuned!) einen schönen Ausgleich bieten, bin ich optimistisch, dass es entspannt bleibt.
Also: Campus kennengelernt? Erste Kontakte geknüpft? Alle Kurse gewählt? Dann ab mit Vollgas auf ins Semester an der PUCC!
Phantastisch alles, danke